Flächensparen: Wohnformen im Fokus

29.06.2023-054

65 Teilnehmer beim 5. Online-Seminar „Wohnen anders gedacht – Alternativen vor Ort“

Regensburg. Die Wohnbedürfnisse unserer Gesellschaft sind vielfältig und ändern sich in den unterschiedlichen Lebensabschnitten. Die beste Antwort darauf ist ein breiter Mix an Wohnformen. Im Fokus des 5. Online-Seminars „Wohnen anders gedacht – Alternativen vor Ort“ standen Beispiele, wie es vor Ort gelingen kann, Quartiere oder Einzelobjekte bedarfsgerecht und flächeneffizient zu entwickeln. Unter den rund 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Veranstaltung des Flächensparmanagements der Regierung der Oberpfalz waren neben Vertretern aus den Planungsbüros und Bauverwaltungen auch zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.

Doris Schneider, Bauamtsleiterin des Marktes Wolnzach, zeigte am Beispiel des rund 10 ha großen Baugebiets „Glandergrassleiten“, wie der Markt Wolnzach zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern aus einem ursprünglich geplanten reinen Einfamilienhausgebiet ein gemischtes Wohnquartier mit Wohnformen für alle Alters- und Nachfragegruppenentwickelte. „Statt den ursprünglich geplanten 100 Wohneinheiten sollen dort auf der gleichen Fläche 233 Wohneinheiten entstehen“, betonte Schneider. Vorangegangen war eine grundlegende Analyse der Situation vor Ort mit Fachleuten, eine intensive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger und eine aktive Öffentlichkeitsarbeit. „Der Beteiligungsprozess hat Akzeptanz geschaffen und die vorhandenen Denkmuster aufgebrochen. Wir können auf dem neuen geplanten Wohngebiet jetzt mehr als doppelt so viele Wohneinheiten verwirklichen, wie ursprünglich geplant“, unterstrich Schneider.

Ziel der Gemeinde Buch am Erlbach war es unter anderem, ein zentrumsnahes generationenübergreifendes Baugebiet mit bezahlbarem Wohnraum zu schaffen. „Trotz der schwierigen Hanglage sollte das Gebiet möglichst barrierearm sein. Alle Altersschichten sollten auf möglichst kurzem Weg ihre Bedarfe decken können“, schilderte Franz Göbl, 1. Bürgermeister a.D., die Herausforderungen. Die Gemeinde lobte mit Unterstützung der Städtebauförderung einen Realisierungswettbewerb aus. Es entstanden 73 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern, Doppelhaushälften sowie ein genossenschaftlich organisiertes gefördertes Mehrgenerationen-Wohnprojekt für Familien, Alleinstehende und Paare. „Mit der Wohngenossenschaft konnten wir auch finanziell nicht so gut gestellten Bürgerinnen und Bürgern ein dauerhaftes Zuhause anbieten. Die Wohnungen in den drei zentrumsnahen Mehrfamilienhäusern in Holzbauweise gingen sofort weg. Heute wohnen dort Berufseinsteiger, Familien und Senioren zusammen unter einem Dach“, freute sich Göbl.

Um kreative Ansätze für Umnutzungen, Sanierungen und Bauen im Bestand ging es im Vortrag von Prof. Andreas Müsseler von der Fakultät Architektur der OTH Regensburg. Zusammen mit rund 50 Studierenden nahm Prof. Müsseler die Orte Waldthurn, Etzenricht und Leuchtenberg in der nördlichen Oberpfalz unter die Lupe. Die Studierenden entwickelten dort in Kooperation mit dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz zahlreiche neue Ideen zur Innenentwicklung. So wurden z.B. Planungsvorschläge für die Umnutzung eines ehemaligen Wirtshauses in ein Demenzzentrum, für die Verwirklichung einer Mikrobrauerei in einem Leerstand mit Erweiterungsbauten oder der Umbau eines ehemaligen Rathauses in ein Haus der Begegnung für Jung und Alt entwickelt. „Die Ideen der Studierenden brachten neuen Schwung in die Entwicklung dieser Orte“ betonte Prof. Müsseler.

Wie ein Mix an Wohnformen für verschiedene Wohnbedürfnisse in unterschiedlichen Lebensphasen ganz konkret umgesetzt werden kann, stellte Manfred Blasch von den Blasch Architekten in Regensburg am Beispiel des autofreien Wohnquartiers nahe des Schlosses Spindelhof in Regenstauf vor. Dort wurden durch das Katholische Wohnungsbau- und Siedlungswerk der Diözese Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Markt Regenstauf 60 Wohneinheiten in flächeneffizienter und verdichteter Baumweise gebaut. Konkret entstanden dort sechs Mehrfamilienhäuser und 18 Reihenhäuser mit einem zentralen Quartiersplatz, der für alle Bewohnerinnen und Bewohner nutzbar ist. Auf der Fläche wohnen rund dreimal mehr Menschen, als in einem durchschnittlichen Wohnbaugebiet mit Einzel- und Doppelhäusern. Eine Tiefgarage reduziert die Flächenneuinanspruchnahme durch Stellplätze. „Das Quartier bietet verschiedenste Grundrisse für unterschiedliche Wohnbedürfnisse von der barrierefreien Zweizimmerwohnung bis zum Reihenhaus für Familien“, erklärte Blasch.

„Die Beispiele zeigen, dass eine strategische und kooperative Herangehensweise bei der Schaffung von neuem Wohnraum erfolgreich und zudem sehr flächeneffizient sein kann“, betonen die beiden Flächensparmanager Patrick Dichtler und Markus Roth von der Regierung der Oberpfalz. Für Neuausweisungen empfehlen die Beiden auf die Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen einzugehen, die Rahmenbedingungen wie beispielsweise die lokalen Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen und neue Wohnformen zu wagen. „Es gibt kein Patentrezept. Jede Gemeinde hat eine eigene Identität und spezifische Herausforderungen. Wir raten dazu, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erörtern, welche Wohnformen in Zukunft wirklich gebraucht werden und darauf aufbauend individuelle Ansätze vor Ort zu entwickeln und umzusetzen“, fassten Roth und Dichtler die Veranstaltung zusammen.

 Flächensparen in der Oberpfalz

Auf der Webseite des Flächensparmanagements an der Regierung der Oberpfalz finden Sie Infos rund um das Thema Flächensparen.

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