Konzentrierte Kompetenz für einen intakten und sauberen Eixendorfer See

13.07.2021-042

Runder Tisch tagt wieder in Präsenz

Neunburg v.Wald. Es war ein Runder Tisch „Eixendorfer See“ in besonderem Rahmen: Nicht nur pandemiebedingt wurde das erste Präsenztreffen nach längerer Corona-Pause in die Schwarzachtalhalle in Neunburg v. Wald verlegt, auch wegen der fast 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war der räumlich großzügige Veranstaltungsort für das am Ende vierstündige, intensive Gespräch notwendig geworden. „Die große Runde an Akteuren, die sich alle für unser gemeinsames Ziel - ein intakter und sauberer Eixendorfer See - einsetzen, beeindruckt und unterstreicht einmal mehr, wie sehr das Thema die Menschen bewegt“, betonte Regierungspräsident Axel Bartel, auf dessen Initiative der regelmäßige Austausch am Runden Tisch im Jahr 2017 wiederbelebt wurde. „Und es bewegt nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch über die Grenzen der Region und der Oberpfalz hinaus.“ Der Einladung des Regierungspräsidenten gefolgt waren die Ersten Bürgermeister der dem See naheliegenden Kommunen, Martin Birner (Stadt Neunburg v. Wald), Dr. Stefan Spindler (Stadt Rötz) und Georg Hoffmann (Gemeinde Bodenwöhr), Vertreter vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, des Landesamts für Umwelt, des Tourismus, der Wasserwirtschaft, der Fischerei sowie der Landwirtschaft.

Ebenso umfangreich wie die Teilnehmerzahl war auch die Tagesordnung. Manuel Schlegel vom Wasserwirtschaftsamt Weiden informierte über aktuelle Aktivitäten und Maßnahmen rund um den Eixendorfer See. Zentrales Thema bildete der Bau des sogenannten Entnahmeturms. Mit diesem soll durch das Ablassen einer oberflächennahen Wasserschicht eine stabile Schichtung im See erreicht werden. Dadurch werden die tieferen Seeschichten im Sommer von den oberflächennahen Bereichen „abgekoppelt“, was die Nährstoffzufuhr aus den See-Sedimenten stark reduziert. Die Blaualgen haben dann in den Sommermonaten nur noch die Nährstoffe zu Verfügung, welche unmittelbar in den See eingetragen werden. Zudem sollte insbesondere in den Sommermonaten die Nährstoffzufuhr im Zulauf der Schwarzach und somit aus dem Einzugsgebiet möglichst stark reduziert werden sollte, um den Algenaufwuchs zu reduzieren.

Mit dem Bau des Entnahmeturms soll voraussichtlich noch im Spätherbst/Winter 2021/2022 begonnen werden, sobald nach einer vorausgehenden Ausschreibung eine kompetente Baufirma gefunden worden ist. Gelingt dies, bleibt der See dann während der Baumaßnahmen bis weit in 2022 abgestaut. Bereits koordiniert wird auch die in Folge der Absenkung notwendige Bergungsaktion der im See lebenden Muschelarten. „An diesem Beispiel sieht man erneut sehr deutlich, wie durch ein von allen unterstütztes, gemeinsames Wirken die verschiedenen Belange am Eixendorfer See Hand in Hand gehen können. Das betrifft sowohl die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner, der Wasserwirtschaft, der Fischerei aber auch des Naturschutzes“, resümierte Regierungspräsident Bartelt. Er regte an, als Signal des Zusammenhalts und des Zusammenwirkens der beteiligten Akteure, die Muscheln begleitend zur professionell geführten Bergung auch im Rahmen einer gemeinsamen Aktion zu sammeln, insbesondere auch durch Schülerinnen und Schüler der benachbarten Kommunen. „Durch solche Aktionen können wir gemeinsam einen kleinen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz leisten.“

Ein weiteres interessantes Thema bildete die aktuell laufende Überarbeitung des Pflege- und Entwicklungsplanes, von dessen Planungsstand sich Regierungspräsident Bartelt bereits Anfang Juli bei einem Vor-Ort-Termin am See ein Bild machte. Der derzeitig gültige Plan stammt noch aus dem Jahr 1971. Ziel für den neuen Plan ist, ihn an die über die Jahre geänderten Anforderungen bezüglich Tourismus, Naturschutz aber auch in Hinblick auf den Entzug von Nährstoffen im Uferbereich des Sees anzupassen.

Dr. Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Department Seenforschung in Magdeburg präsentierte Ergebnisse einer Studie zur sogenannten Epilimnischen Entnahme bzw. der hydrodynamischen Modellierung des Sees, der sich im Gegensatz zur aktuellen Situation infolge des Betriebes des Entnahmeturms zukünftig wie ein natürlicher See schichten soll. Dadurch werden die tieferen Seeschichten im Sommer von den oberflächennahen Bereichen „abgekoppelt“, was die Nährstoffzufuhr aus den See-Sedimenten stark reduziert. Die Blaualgen haben dann in den Sommermonaten nur noch die Nährstoffe zur Verfügung, welche unmittelbar in den See eingetragen werden. Einen Einblick in das gemeinsame Monitoring der Wasserwirtschaftsämter in Weiden und Regensburg zum externen Eintrag von Nährstoffen in den Eixendorfer See bot Dr. Jörg Brandner vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg. Es zeigt sich, dass bei einem geschichteten See ein möglichst geringer Nährstoffeintrag gerade in den Sommermonaten besonders wichtig wird. Niederschlagsereignisse mit den damit verbundenen Abschwemmungen von nährstoffreichem Oberboden - wie aktuell der Fall - schwemmen zu viele Nährstoffe in den See. Erosionen aus der Fläche müssen daher soweit möglich weiter reduziert werden. Carlo Schillinger vom LGA Institut für Umweltgeologie und Altlasten GmbH erläuterte den aktuellen Sachstand zur Entnahme von Sedimenten aus der Vorsperre, wozu derzeit ein Konzept entwickelt wird. Lösungsansätze, wie Einträge von Nährstoffen aus dem unmittelbaren Umfeld des Sees im Rahmen der Initiative boden:ständig reduziert werden können, zeigte Stefan Haupt vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz. Dr. Stefan Kremb vom Sachgebiet Agrarstruktur und Umweltbelange in der Landwirtschaft an der Regierung der Oberpfalz informierte über erfolgte sowie geplante Maßnahmen seitens der Landwirtschaft, darunter Veränderungen der Agrarstruktur rund um den Eixendorfer See.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten das Forum des Runden Tisches zum regen und konsens- und lösungsorientierten Dialog, insbesondere auch die Themen Fischerei und Landwirtschaft betreffend. „Wir haben in den vergangenen vier Jahren durch ein konsequentes Aufeinanderzugehen schon viel erreicht. Doch vor uns liegt noch ein langer Lösungsprozess, an dem wir im Rahmen der vielen einzelnen Bausteine und Maßnahmen weiterhin gemeinsam arbeiten und Erfahrungen sammeln müssen“, so Bartelt. „Wichtig jedoch ist, dass wir alle an einem Strang ziehen und den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen. Denn nur wer sich auf den Weg macht, kann auch am Ziel ankommen.“

Am Dienstag, 13. Juli, ließ sich Staatsminister Thorsten Glauber im Rahmen einer Videokonferenz von den bisherigen Ergebnissen informieren und zeigte sich damit sehr zufrieden.

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