Osterfest in Krisenzeiten - Zusammenhalt gibt Hoffnung

09.04.2020-027

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

Ostern 2020 werden wir wohl nie vergessen. Denn es ist ein Osterfest, das so noch nie dagewesen ist. Als Fest des Glaubens und der Wiederauferstehung, als Fest der Hoffnung, bedeutet Ostern für Viele von uns: die christliche Gemeinschaft und das Leben feiern. Im Rahmen der festlichen Ostermessen und Gottesdienste, beim traditionellen Beisammensein im Familienkreis – mit Osterfrühstück und Ostereiersuche mit Freunden im Garten oder im Park. All das wird in diesem Jahr nicht so stattfinden, wie wir es kennen, wie wir es gewohnt sind. Wir werden uns nicht im großen Kreis mit unseren Familien und Freunden treffen können oder in den lang ersehnten Osterurlaub fahren. Feste Größen, Bräuche, Traditionen, auf die wir uns freuen, die wichtige Anker für uns sind, fallen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie, die unser Land fest im Griff hat, aus. Insbesondere auch für Kinder, die in dieser Krise ein ganz neues Maß an Verzicht lernen und leben müssen.

Statt alldem machen wir uns Sorgen. Um die Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind, die im Krankenhaus liegen und beatmet werden. Um Menschen, die uns nahestehen und am Virus erkranken könnten - und schließlich auch um uns selbst. Wir denken an die Menschen, die durch die Krise in eine existentiell bedrohliche Lage geraten sind, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder ihr Unternehmen. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Wo kann ich helfen? Was kann ich da noch tun? Die Antwort ist: Mehr als wir glauben.

Auch wenn dieses Osterfest völlig anders ist, als alle bisherigen: Es ist das Ostern, an dem uns auf eindrückliche Weise bewusst wird, wie dringend und wie notwendig wir in dieser schwierigen Zeit Solidarität - das gelebte Miteinander, das unbedingte Zusammenhalten, das füreinander Eintreten - als Gesellschaft brauchen. Denn wir werden in dieser Corona-Pandemie nur gemeinsam bestehen, indem wir uns gegenseitig helfen und unterstützen, egal welchen Alters, welchen Glaubens oder welcher Herkunft wir sind: Solidarität ist das Gebot der Stunde!

Es macht mich außerordentlich stolz und dankbar zu sehen, wie die Menschen in unserer Region in dieser Ausnahmesituation sich engagieren, über sich hinauswachsen, über den eigenen Tellerrand blicken und sich einbringen, mithelfen und so dazu beitragen, dass wir trotz der geltenden Ausgangsbeschränkungen menschlich noch näher zusammenrücken.

In der ganzen Oberpfalz gibt es unzählige positive Beispiele dafür, wie gelebte Solidarität und Nächstenliebe in dieser schwierigen Zeit aussehen kann:

Wie etwa großherzige Vermieter und Verpächter, die auf einen Teil oder sogar die ganze Miete verzichten - und so den Mietern bzw. Pächtern, die plötzlich ohne oder mit deutlich weniger Einkommen dastehen, einen Teil ihrer finanziellen Sorgen nehmen.

Da sind die vielen privaten Näherinnen und Näher, darunter aber auch professionelle Schneiderwerkstätten, die nahezu im Akkord Atemschutzmasken herstellen.

Das sind Brennereien, Forschungslabore und Firmen, die Neutralalkohol zur Herstellung von Desinfektionsmitteln sowie Schutzausrüstung den Apotheken und Kliniken überlassen.

Das sind Nachbarschaftshilfen, die seit Wochen Einkäufe für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie potentielle Risikopatienten organisieren.

Als Regierungspräsident möchte ich allen Oberpfälzerinnen und Oberpfälzern, die sich bereits jetzt vorbildlich, privat oder ehrenamtlich, engagieren, von Herzen danken.

So sehr uns diese Krise zum Nachdenken zwingt und Demut abfordert: Es geht weiter, wir werden das gemeinsam schaffen. Es kommt eine Zeit nach Corona. Wann das genau ist, kann heute keiner sagen. Wir haben uns jedoch bestmöglich vorbereitet - auf allen Ebenen und insbesondere im Gesundheitsbereich. Damit wir die Krise bestmöglich bewältigen, können wir gemeinsam etwas tun. Große aber auch viele kleine Dinge, aus denen wir später wieder Kraft schöpfen werden. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Im privaten, aber auch im beruflichen Bereich. Egal, ob dies ein aufmunterndes Wort ist für jemanden, der in Angst und Sorge ist, eine kleine Unterstützung für die, die nicht mehr selbst einkaufen können, ein Dankeschön für die, die uns tagtäglich mit dem versorgen, was wir zum Leben brauchen und ein von Herzen kommendes Vergelt’s Gott für die, die in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen seit Wochen ihr Bestes geben.

Daher auch mein Appell an alle, die noch zögern: Machen Sie mit! Halten wir in dieser schweren Zeit zusammen. Solidarität gibt jedem Einzelnen Kraft und Zuversicht.
 

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

die Corona-Pandemie lehrt uns, wie verwundbar wir Menschen sind - auch noch im 21. Jahrhundert. Sie lehrt uns, den Blick auf das Wesentliche zu richten: wie kostbar es z.B. ist, gesund zu sein, frei in seinen Entscheidungen und Handlungen. Sie lehrt uns aber auch, manche liebgewonnenen Gewohnheiten zu hinterfrage, ob all das wirklich erforderlich ist, was wir in unserem Anspruchsdenken jeden Tag als Selbstverständlich erwarten. Sie macht uns nachdenklich. Sie macht uns aber auch zuversichtlich. Gemeinsam haben wir die besten Chancen, diese Herausforderung zu bestehen. Halten wir zusammen und zeigen unseren Mitmenschen, dass niemand alleine gelassen wird.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und insbesondere gesundes Osterfest - geben Sie diesem Osterfest die Chance, im positiven Sinn ein ganz besonderes zu werden.

Ihr Axel Bartelt
Regierungspräsident der Oberpfalz